Mama sorgt für sich

Julia Otterbein

002 - Wie eine Mutter einen Burnout erlebt

28.09.2022 15 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Episode spreche ich über Burnout bei Mamas und den charakteristischen, schleichenden Verlauf inkl. einer Zeitreise zum Beginn Deiner Mutterschaft.

Ausgebrannt sein - das sind harte Worte, aber diese Worte beschreiben auch einen ernsthaften Zustand und genau deshalb ist es mir wichtig, darüber zu reden. Darüber, vor welcher Gefahr wir Mütter stehen, wenn wir zu lange, zu sehr über unsere eigenen Grenzen gehen. Denn auch wenn es mit der Absicht geschieht, gut für andere sorgen zu wollen, dürfen wir dabei nicht die eigene Gesundheit aufs Spiel setzen.

Mir ist es wichtig, dass Du verstehst, dass das langsame Reinschlittern in einen Burnout richtig gefährlich werden kann. Ein Ausstieg aus der Burnout-Spirale ist zwar in jeder Phase möglich, jedoch wird es deutlich schwerer, bedarf eines größeren Aufwands und intensiverer Hilfe, je weiter dieser Prozess vorangeschritten ist. Alle Mütter sollten sich der Gefahr des Mama-Burnouts bewusst sind, um möglichst frühzeitig hellhörig werden zu können. Bei sich selbst, aber auch bei Menschen in ihrem Umfeld.

Blogbeitrag zur Podcast-Episode
https://familywithlove.de/002

WEITERE EMPFEHLUNGEN

Episode 003 - Was ist das Besondere an Mama-Burnout?


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Transkript

Hallo und herzlich willkommen. Nachdem wir uns in der letzten Episode kennengelernt haben, machen wir jetzt im Rahmen der Einstiegsserie weiter mit der ersten inhaltlichen Episode. Burnout. Ausgebrannt. Das sind harte Worte, aber diese Worte beschreiben auch einen ernsthaften Zustand. Und genau deshalb und wegen der charakteristischen Merkmale, die ich dir gleich noch erklären werde, ist es mir so wichtig, dass wir darüber reden. Darüber, vor welcher Gefahr wir Mütter, aber natürlich auch andere Menschen stehen, wenn wir zu lange und zu sehr über unsere eigenen Grenzen gehen. Auch wenn es mit der Absicht geschieht, gut für andere sorgen zu wollen, dürfen wir dabei nicht die eigene Gesundheit aufs Spiel setzen. Burnout ist ein Phänomen mit Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele. Sowohl im Berufs- als auch im Privatleben. Es trifft Männer und Frauen in allen Altersstufen und Berufen. Frauen sind jedoch wesentlich häufiger von Burnout betroffen, häufig wegen der Doppelbelastung von beruflichen und familiären Verpflichtungen. Burnout verläuft schleichend, manchmal sogar über Jahrzehnte, und ist trotzdem durch ganz bestimmte charakteristische Stadien gekennzeichnet, von denen ich dir heute erzählen will. Da ich diesen Podcast ja speziell für Mütter mache, habe ich die sonst eher im Arbeitskontext erstellten Beschreibungen der verschiedenen Phasen auf das Leben und Erleben von Müttern angepasst. Einen Hinweis habe ich noch vorab: Ein Ausstieg aus dieser Burnoutspirale ist zwar in jeder Phase möglich, jedoch wird es deutlich schwerer und bedarf eines größeren Aufwandes und intensiverer Hilfe, je weiter dieser Prozess vorangeschritten ist. Deshalb ist es mir wichtig, dass sich alle Mütter der Gefahr des Mama Burnouts bewusst sind, um möglichst frühzeitig hellhörig werden zu können bei sich selbst, aber auch bei Menschen in unserem Umfeld. Wir starten mit einer kleinen Zeitreise. Burnout wird zwar im Allgemeinen immer als Resultat von zu viel Arbeit angesehen, aber Burnout fängt eigentlich schon viel früher an, und zwar mit einem hohen Maß an Motivation, mit viel Energie und mit hohen Erwartungen an sich selbst. Also reisen wir gedanklich nochmal zurück zu deiner ersten Schwangerschaft, Die Phase 0: Vorfreude oder das Feuer wird entfacht. Bevor du in die neue Lebensphase als Mama eintauchst, gibt es eine Zeit der Vorbereitung und Vorfreude: die Schwangerschaft. Du gehst mit viel Energie und Tatendrang an deine neuen Aufgaben. Bereits jetzt hast du viele Hoffnungen und Bilder im Kopf, wie alles einmal sein wird. Du idealisierst diesen Lebensabschnitt ohne, dass du weißt, was da eigentlich auf dich zukommt. Damit bist du natürlich nicht alleine. So gibt es ganz vielen werdenden Müttern beziehungsweise Eltern. Sie wünschen sich vielleicht schon sehr lange ein eigenes Kind und wenn es dann geklappt hat, stürzen sie sich voller Elan in die Vorbereitung für das neue Leben als Familie. Sie wollen alles richtig machen und auf alles vorbereitet sein. Sie investieren viel Zeit und Geld und malen sich das neue Leben in den schönsten Farben aus. Vielleicht wird diese Vorfreude aber auch nur von außen an dich herangetragen und du bist innerlich gar nicht so euphorisch. Aber auch in diesem Fall gibt es hohe Erwartungen an diesem neuen Lebensabschnitt. Phase 1: der Enthusiasmus oder es beginnt feurig. Diese Phase stellt die erste Zeit nach dem Eintritt in die Familienphase da. Also so ungefähr das erste Lebensjahr deines Kindes. Das erste Babyjahr ist geprägt von Idealismus und einem hohen Kraftaufwand, den du für dein Mama-Dasein gerne aufwendest. Deine Energiereserven scheinen dabei zunächst unendlich zu sein? Ja, die Hormone unterstützen uns natürlich auch dabei und du erlebst beim Versorgen deines Babys grundsätzlich viel Spaß und Freude. Gefühle der Unentbehrlichkeit, Wichtigkeit und Sinnerfüllung sind da ganz weit verbreitet. Eigene Bedürfnisse dagegen, geraten in den Hintergrund. Was aber in diesen neuen Lebensabschnitt von dir selbst und auch von deinem Umfeld als völlig normal angesehen wird, Als Mutter hast du in dieser Phase gar kein Gefühl für deine Selbstüberschätzung und deine eigenen Grenzen. Du verwendest einfach deine ganze Lebensenergie für alles, was ansteht. Und ein Ausrichten der Antennen mal nach innen, ein Blick auf die eigenen Bedürfnisse ist kaum möglich, weil der Fokus ja eigentlich immer auf deinem Baby ist. Du verleugnest regelrecht deine eigenen Bedürfnisse und auch den sich jetzt vielleicht schon langsam anbahnenden Burnout. Immer länger werdende To-do-Listen, der Eindruck nie Zeit zu haben, die Verdrängung von Misserfolgen und Enttäuschungen ist ganz kennzeichnet für diese erste Phase. Du willst doch eine gute Mutter sein und alles schaffen, so wie alle anderen auch. Fast alle Mütter kennen solche Erfahrungen, vor allem eben im ersten Babyjahr. Aber gerade jetzt sollte man im Idealfall eben schon sensibel sein, für die Gefahr von hier aus immer weiter in diesem Prozess zu gelangen. Phase 2 der Realismus oder die Flamme brennt. Während dieser Phase pegelt sich die einstige Arbeitswut ein. Der Reiz des Neuen verblasst und die Investition von Energie wird ausgewogener. Du gewinnst ein Gefühl dafür, was realistisch zu schaffen ist. Bei mir war das zum Beispiel der Zeitpunkt, an dem ich aufgehört habe zu bügeln und auch unsere Fenster wurden nicht mehr so regelmäßig geputzt wie früher. Es gab einfach wichtigere Dinge und meine Energie war begrenzt. Das rechtzeitige Abspringen von Phase 1 und Umschalten auf Normalität ist ganz entscheidend um einen Burner zu verhindern. Das Achten auf den Energiehaushalt, das im Auge behalten der realen Machbarkeit, eine realistische Zeitplanung, das Finden der Balance zwischen Enthusiasmus aus Phase 1 und Pragmatismus in Phase 2 sind bereits wichtige Burnout-Präventionsmaßnahmen. Wer es in dieser Phase schafft, sich von den krassen Erwartungen zu lösen und sich Unterstützung für die wichtigen, aber dennoch überfordernden Aufgaben und Herausforderungen zu holen, der würde es wahrscheinlich schaffen, nicht weiter in den Sog des Burnouts hineingezogen zu werden. Phase 3 die Stagnation oder der Funkenflug wird matter. Nun machen sich erste Symptome seelischer und körperlicher Beeinträchtigungen bemerkbar, Weniger Erfolge trotz des hohen Einsatzes lassen erste Selbstzweifel aufkommen, zum Beispiel in der Autonomiephase deines Kindes. Bin ich eine gute Mutter? Als Reaktion auf diese Selbstzweifel wirst du deinen Energieeinsatz aber immer noch weiter steigern. Negative Gefühle behältst du für dich oder verdrängst sie sogar. Gleichzeitig kommt es auch zur Abwertung von Familienangehörigen oder anderen Müttern, als Schutz, aber auch zum Rückzug. Die negative Stimmung zeigt sich in Form von Anspannung, Gereiztheit, Müdigkeit, Erschöpfung und sie überträgt sich auch auf deinen Partner, Dabei gibt es immer mal wieder auch Zeiten, in denen es besser ist, aber die sind halt nicht von langer Dauer. Oft ist diese Phase auch beeinflusst von Veränderungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen, also zum Beispiel der Geburt eines weiteren Kindes oder dem Einstieg in den Beruf. Je wichtiger und bedeutungsvoller das Ereignis oder die Veränderung für dich ist, umso größer ist der dadurch entstehende negative Stress, was wiederum die Gefahr des Fortschreitens eines Burnouts steigert. Wenn du also merkst, dass du vor einer neuen Herausforderung stehst und das Gefühl hast, dafür eigentlich gar nicht genügend Ressourcen zu haben? Dann möchte ich dich ermutigen, dir Unterstützung zu suchen. Ganz konkret in deinem Alltag, aber auch auf der mentalen Ebene. In dieser Phase kann dich zum Beispiel ein Coach sehr gut dabei unterstützen, deine Prioritäten, deine Werte und deine eigenen Erwartungen zu sortieren, damit du wieder eine realistische Orientierung gewinnst. Phase 4 Die Frustration oder Arbeiten auf Sparflamme. Jetzt setzt sich der Rückzug weiter fort. Du hast nahezu keine Eigeninitiative mehr und du musst die letzten Energiereserven mobilisieren, um durch den Tag zu kommen. Du fühlst dich als Opfer deiner Umstände. Widerwilligkeit, Ungeduld, Zynismus und Gleichgültigkeit machen sich breit. Schuldzuweisungen, die sich gegen dich selbst richten "Ich bin eine schlechte Mutter" führen dann zu Depressionen, während sich Schuldzuweisungen gegen andere in Aggressionen wie nörgeln, Pessimismus, Wutausbrüchen äußern. Du fühlst dich ausgenutzt und kannst aufkommenden Aggressionen nicht mehr viel entgegensetzen, Klagen und Schuldzuweisungen kultivieren aber deine Opferrolle statt Eigeninitiative zur Veränderung der eigenen Lebensbedingungen zu mobilisieren. Die seelisch, körperlichen Beschwerden nehmen auch zu und führen dazu, dass du nur noch das Notwendigste erledigst. Die nachlassende Belastbarkeit zeigt sich in Mutlosigkeit, Selbstmitleid, Wutausbrüchen und einem angespannten Verhältnis zu deinen Mitmenschen beziehungsweise der Isolation von ihnen. Spätestens in dieser Phase solltest du dir ärztlichen oder auch therapeutischen Rat einholen. Dein Körper und deine Psyche senden dir nicht umsonst solche deutlichen Signale. Und sich Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche - ganz im Gegenteil. Phase 5 Die Apathie oder die Glut verlöscht. Die Bewegungsrichtung dieser Phase ist Stillstand beziehungsweise rückwärts, zu erkennen am absoluten Rückzug. Wenn du hier angekommen bist, dann lässt du kaum noch jemanden an dich heran. Du bist fast schon apathisch und entwickelst auch ein Wiederwillen gegen dich selbst. Minimalster Anforderungen kannst du nur noch notdürftig erfüllen und therapeutische Hilfe ist jetzt unbedingt notwendig, insbesondere, wenn du schon Bewältigungsversuche in Form von Suchtverhalten ausprobiert hast. Ernsthafte Erkrankungen, Isolation, Leere, Verzweiflung und Sinnlosigkeit erhöhen auch die Suizidgefahr. Es wird also im wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährlich. Das ist natürlich nichts, was jemand so gewollt hat, sondern ein Zeichen größter Not, wenn Mütter nicht mehr in der Lage sind, sich verlässlich um ihre Kinder zu kümmern. Ich hoffe natürlich sehr, dass du dich in diesen letztgenannten Beschreibungen nicht wiedererkennst. Und sehr wahrscheinlich würdest du dann diesen Podcast auch nicht mehr hören, Falls du aber wirklich das Gefühl hast, schon so schwach am Boden zu liegen, dann nimm unbedingt Kontakt zu einer vertrauten Person auf und sucht gemeinsam nach professioneller therapeutischen Hilfe. Das ist so wichtig, denn aus dieser Phase des Burnouts kann sich niemand alleine befreien. Ich beende jetzt diese Folge, in der ich dir diesen gefährlichen Verlauf des Burnouts erklärt habe und das war natürlich eine relativ harte Folge mit, vielleicht erschreckenden Details. Und ich erzähle das nicht, damit du dich jetzt noch schlechter fühlst oder Angst davor bekommst, sondern es ist mir einfach wichtig, dass du verstehst, dass dieses langsame Hineinschlittern in einen Burnout richtig gefährlich werden kann. Darum sei achtsam für deine eigenen Warnsignale, sei ehrlich mit dir und fang jetzt damit an, dem Ganzen entgegenzusteuern. Nimm Hilfe in Anspruch und lass dich nicht weiter in diese Opferrolle reinsaugen. Melde dich gerne bei mir, wenn du Unterstützung brauchst. Du bist nicht alleine. Alles Liebe für dich, deine Julia.